50 JAHRE PRÄZISION UND FUNKTION NACH MASS

50 Jahre Bayer Maschinenbau – wenn das kein Grund zum Feiern ist und gemeinsam einen Blick zurück zu werfen – denn „wer in der Zukunft lesen will, muss in der Vergangenheit blättern.“ (André Malraux)
Wir möchten dieses Jubiläum auch als Gelegenheit nutzen, um unseren Mitarbeitern, Kunden und Partnern offiziell für die langjährige Unterstützung danken, die es uns erst möglich gemacht hat, den langen Weg zurück zu legen.

Wir haben unsere Chroniken durchwälzt, um die Meilensteine auf dem Weg zur heutigen Bayer Maschinenbau herauszusuchen. Dabei sind wir auf lustige und spannende Geschichte gestoßen, die und Spaß gemacht haben in der Erinnerung daran und die wir Lust haben Ihnen zu erzählen. Wir hoffen, dass Sie auch – wenigstens einen Teil – mit Freude lesen werden.

- Heinrich, Jürgen und Florian Bayer -

1969

Heinrich Bayer beendete 1967 seine Ausbildung zum Mechaniker bei NSU in Neckarsulm und wechselte dann zu FIBRO nach Haßmersheim. Dort war Heinrich Bayer sehr schnell für das Lehrenbohrwerk, der sogenannten „Königsmaschine“ zuständig. Man nennt sie deshalb „Königsmaschine“, weil sie hochqualifizierte Bedienung erfordert.

Dadurch - und durch seine Springertätigkeit - hatte Heinrich Bayer die Möglichkeit sehr viel zu lernen und seine Fähigkeiten auszuweiten. Er eignete sich ein tiefes und breites Wissen über alle Unternehmensbereiche vom damaligen Arbeitgeber an.
In Abendkursen 1968/1969 erwarb sich Heinrich Bayer die notwendigen Qualifizierungen für die Zulassung zur Meisterprüfung, die er mit Bravour am 11. Juni 1969 in Mannheim absolvierte.

Warum Heinrich Bayer das Unternehmen Bayer gegründet hat

Jedoch war das Arbeitsumfeld beim damaligen Arbeitgeber schwierig – es fehlte an guten Mitarbeitern und auch an Kapital. Deshalb musste Heinrich Bayer oft „Feuerwehr“ spielen – immer, wenn Not am Mann war, kam er zum Einsatz – oft auch bis weit in die Nacht hinein und sogar Weihnachten. Was natürlich seine Frau Monika, die mit dem gerade erst geborenen Sohn Jürgen (geb. 1968) zu Hause auf ihn wartete, nicht besonders gut fand und dazu führte, dass der Haussegen bisweilen schief hing.

Diese Umstände und ein Ansprechpartner des Kunden Phillips aus Eindhoven waren letztendlich dann 1969 für die Gründung der Heinrich Bayer Präzisionsteile verantwortlich. Die Kontaktperson bei Phillips sprach Heinrich Bayer an, ob er sich nicht vorstellen könnte, für Phillips selbstständig zu arbeiten. Somit wurde am 01.09.1969 die Heinrich Bayer Präzisionsteile mit einem Mitarbeiter in Gochsen, in den Räumen einer ehemaligen Wagnerei, gegründet.

Das Glück war ihm bei der Suche nach einer Fertigungsstätte hold – in den Räumen der Wagnerei befand sich zu diesem Zeitpunkt ein Bodenschleifmaschinen-Hersteller, die in Insolvenz gegangen war. Somit konnte er nicht nur die Räume anmieten, sondern auch einen Teil der Maschinen übernehmen.

Gründerelan und Tatendrang führen zum Erfolg

Jedoch stellte sich bald heraus, um Phillips vollständig zufrieden zu stellen, musste in das junge Unternehmen investiert werden. Neue Maschinen mussten her. Voller Zuversicht und Enthusiasmus wurden die notwendigen Maschinen angeschafft und Heinrich Bayer und sein erster Mitarbeiter arbeiteten 6-7 Tage die Woche und das 12 Stunden täglich.

Schon kurz nach der Gründung der Heinrich Bayer Präzisionsteile war sehr schnell klar, dass der Markt einen solchen Anbieter gesucht hatte. Nicht nur Phillips war von der Dynamik und der guten Arbeit des kleinen Unternehmens in Gochsen begeistert. In den Zeiten, in denen es noch kein Internet gab, sprach sich das erstaunlich schnell herum. Mehr und mehr Kunden kamen dazu und Heinrich Bayer musste schnell expandieren.

Mut zur Expansion in Gochsen und Löcher in der Wand führen zu zufriedenen Kunden

Nicht nur das Gemeinschaftsbüro, welches noch im Wohn- und Elternhaus mit einem anderen Unternehmen auf kleinstem Raum betrieben wurde, platze bald aus allen Nähten – eine Lösung musste her. Deshalb wurde 1975 in die freistehende Holzwarenfabrik in Gochsen umgezogen, die heute noch einen Teil der Räume der Bayer Maschinenbau GmbH beherbergt. Die Expansion wurde dringend notwendig, denn der Bedarf der Kunden nach Sondermaschinen wurde immer größer, was ein Anpassen des Maschinenparks notwendig machte.

Kreative Raumlösungen wurden in Gemeinschaftsarbeit entwickelt, was soweit ging, dass man Löcher in Wände bohrte, um zu große Teile bearbeiten zu können.

1986

Amerika brauchte Maschinen aus Gochsen

Mitte der 80er flog Heinrich Bayer im Auftrag eines Kunden nach Amerika, um dringend benötigte Maschinen vor Ort planen zu können. Jahrelang hatte dieser Kunde versucht in Amerika direkt eine Lösung zu finden. Die Qualität der US-Monteure war nicht ausreichend.

Also musste Bayer ran und flog nach Amerika. Die CNC-gesteuerten Pressenfeeder – in Europa zu diesem Zeitpunkt noch nicht auf dem Markt erhältlich – wurden dann in Deutschland bei Bayer gefertigt und in die USA geliefert.

 

Der große Durchbruch kam mit dem „Tag der offenen Tür“ 1986. An diesem Tag konnten sich die Kunden direkt vor Ort in Gochsen ein Bild machen, was Bayer zu leisten alles in der Lage war. Die größten Eyecatcher an diesem Tag waren die US-Pressenfeeder in Funktion und eine Kartenmaschine für KaroAss, die ein Set von Skatkarten vom Druckbogen bis zum Abpacken innerhalb von 2 Sekunden fertigte. Fast 2 Jahre hatte das Bayer-Team getüftelt bis die perfekte Maschine stand. Das erzählt Heinrich Bayer heute noch mit Stolz.

Immer noch wurde in den 80ern an verschiedenen Stellen improvisiert, aber das Kundenwohl war immer im Fokus von Bayer. In Ermangelung einer Vollzeitsekretärin stand z.B. bis Ende der 80er das einzige Telefon des Unternehmens Mitten in der Produktionshalle, gedämmt durch Schaumstoff, damit Gespräche entgegengenommen werden konnten. Über dem Telefon hing ein Schild mit „Fasse Dich kurz, telefonieren ist teuer!“. So haben sich die Zeiten bis heute zwar verändert, aber immer setzt Bayer auf Kreativität und findige Lösungen, wenn es um das Kundenwohl geht.

Menschlichkeit führt zu langjähriger Treue der Mitarbeiter – bis heute

Neue Maschinen und neue Mitarbeiter mussten her – Heinrich Bayer war und ist ein Menschenfreund. Deshalb gab er allen eine Chance, wenn sie ihm sympathisch waren. Er war schon immer ein Freund des heute wieder propagierten lebenslangen Lernens – „Umlernen und qualifizieren kann man immer, viel wichtiger ist es, dass es auch menschlich passt.“ Dieses Motto wird bis heute bei Bayer Maschinenbau gelebt. Heinrichs Sohn Jürgen, der mittlerweile in Gochsen das Ruder in der Hand hat, lebt genauso wie sein Vater dieses Prinzip weiter – und das spürt man im ganzen Unternehmen; die lange Betriebszugehörigkeit vieler Mitarbeiter spricht ebenfalls für sich. Einer der ersten Mitarbeiter war bis vor Kurzem noch als Aushilfe im Unternehmen und das, nachdem er 45 Jahre beim Unternehmen angestellt war.

Familiäre Atmosphäre und Zusammenhalt auch in schlechten Zeiten sind für Bayer ein wichtiges Fundament, um geschäftlich erfolgreich zu sein. Eine Anekdote von Heinrich Bayer zum Thema Einstellungsgespräche zeigt das eindrücklich:
Dackel Greif vom Kupfertal, der Familien- und damit auch Unternehmenshund, war bei Bewerbungsgesprächen immer dabei. Für sein Herrchen Heinrich Bayer war das mit einer der besten Indikatoren, ob ein Bewerber passt oder nicht – lag der Dackel ruhig unter dem Tisch bei einem Gespräch und zeigte keine Anzeichen von Freude oder Wohlgefallen, dann war der Bewerber zu 80% nicht passend für das Unternehmen.

Das Wohl der Mitarbeiter ist der Familie Bayer sehr wichtig. Die Unternehmensausflüge der Bayer Maschinenbau GmbH sind bis heute legendär. Alle 5 Jahre macht das gesamte Team einen Ausflug, bei dem die Mannschaft sehr viel Spaß hat.

„Geht nicht, gibt‘s nicht“ – ist bis heute das Motto von Bayer Maschinenbau

„Wir waren bei den Entwicklungen immer vorne mit dabei. Geht nicht, hat es bei uns nie gegeben und wird es auch nie geben.“ Das sagt Heinrich Bayer mit Nachdruck, wenn man ihn fragt, wie er sein Unternehmen beschreiben soll. Bis in die 90er wächst das Unternehmen kontinuierlich auf über 30 Mitarbeiter – was nicht zuletzt an der hohen Qualität und Flexibilität liegt, mit der Bayer seine Kunden zufriedenstellt.

1992

... war Heinrich Bayer wieder auf Auslandsmission für einen Kunden – dieses Mal in Ägypten.
Hier mussten die Spezialisten aus Gochsen vor Ort ran, denn die in bei Bayer gefertigte Gasflaschenproduktionsanlage musste vor Ort in Ägypten aufgebaut werden. Nach der Lieferung der Anlage nach Ägypten gab es dort jede Menge Probleme, die zunächst auf Bayer zurückfielen – vor Ort stelle sich dann allerdings heraus, dass die ägyptischen Mitarbeiter nachts an der Maschine herumspielten und sie immer wieder verstellen, nur um zu sehen wie die vielen Knöpfe denn funktionierten.

1994

... wurde die 1. Großbearbeitungsmaschine gekauft und aufgestellt und im gleichen Zuge auf Schichtarbeit umgestellt. Mittlerweile platzen auch die Räumlichkeiten aus allen Nähten und ein Anbau wurde notwendig. Im Jahr darauf stieg Bayer dann in die 3D-Technik ein. Der erste Programmierplatz wurde eingerichtet. Heinrich Bayer legte auch hier Wert auf die Weiterbildung der eigenen erprobten Mitarbeiter, die fit für die Zukunft gemacht wurden.

1996

... kam Heinrichs Sohn Jürgen Bayer dann ins Unternehmen. Er hatte zwar schon all die Jahre immer im Familienunternehmen mitgearbeitet, zwischenzeitlich seinen Meister gemacht und erste Erfahrungen bei der Firma Drauz gesammelt – jetzt aber war es offiziell: Jürgen wurde 1997 Mitglied der Geschäftsführung.

Heinrich Bayer Maschinenbau GmbH war weiterhin auf Expansionskurs – vermehrt im Automotivebereich. Wie auch die Automobilindustrie wuchs, wuchs auch Bayer. Eine weitere Halle musste angebaut werden, um dem immer größer werdenden Maschinenpark und der Mannschaft ein Dach über dem Kopf zu geben.

Es folgten die Zertifizierungen und ein Umzug in ein neues Bürogebäude, welches von 2000-2001 gebaut wurde. Eine Anekdote die Heinrich Bayer dazu gerne erzählt ist die, dass das Bürogebäude nur deshalb gebaut wurde, weil zwei Mitarbeiter des VW-Konzerns zu Besuch nach Gochsen kamen und als sie das alte Bürogebäude sahen, ziemlich schockiert waren. „Das was ihr macht ist toll, aber der erste Eindruck ist sehr ernüchternd.“ Woraufhin sich Bayers entschlossen eine Investition in die Zukunft zu wagen und ein neues Bürogebäude planten, welches bis heute so noch genutzt wird.

2007

... firmierte aus Haftungsgründen Heinrich Bayer Maschinenbau zu Bayer Maschinenbau GmbH & Co. KG um. Das ehemalige Bahnhofgelände wurde erworben. Auf diesem Gelände in dem alten Bahnhofsgebäude ist bis heute der Motorradclub Gochsen beheimatet (dem übrigens Jürgen Bayer angehört). In dem Bahnhofsgebäude lässt es sich vortrefflich zusammenkommen und feiern.

2013

Die Expansion geht weiter: 2013 wurde die bestehende Shedhalle zur modernen Montagehalle mit Kranbahn und weiteren erforderlichen Büroräumen umgebaut. Das ermöglichte weitere größere Aufträge in Angriff zu nehmen, die den Auftragswert von 4 Mio Euro übersteigen.

2015

Stärken der Bayer Maschinenbau  – Teamgeist, Kreativität und Lösungsorientierung. Bayer ist ein Partner, der zuverlässig und hochwertige Arbeit liefert. Geht nicht gab es nicht und wenn tatsächlich Mal was nicht so war wie es sein sollte, dann hat man offen darüber geredet und gemeinsam eine Lösung gesucht.“ Und ganz in diesem Spirit möchte er auch das Unternehmen weiterführen und entwickeln.

Ein weiteres gesundes Wachstum, welches nur gemeinsam mit den Mitarbeitern möglich ist. Herr Heinrich Bayer betont, dass er sich jeden Tag freut ins Unternehmen zu kommen und stolz darauf ist, wie flexibel die Mitarbeiter sind und wie sehr sie sich mit dem Unternehmen und dem gemeinsamen Erfolg identifizieren. Gemeinsam stellen wir uns den Herausforderungen und  sind uns sicher, dass wir sie – auf die typische Bayer-Art – meistern werden“. Und Bayer ist nicht aufzuhalten: eine weitere Hallenerweiterung von 1300 qm ist geplant und genehmigt. Auch die 3. Generation aus der Bayer-Dynastie ist schon am Schnuppern der Unternehmensluft. „Die Zukunft ist zwar nicht ganz einfach, aber wir stellen uns den Themen und Herausforderungen – geht nicht, gibt es nicht.“ Da sind sich alle bei Bayer Maschinenbau einig.